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Kunst & Kultur

Grosse Vielfalt durch Vermischung : Die Kultur von Martinique ist schön und glanzvoll ! Sprache, Feste, Architektur, Literatur und Tänze … Wir stellen nun einiges davon vor

Die Kreolische Sprache in Martinique

Das martinikanische Kreol basiert auf dem in Martinique gesprochenen Französisch. Durch die englischen und spanischen Besetzungen beeinflusst, beinhaltet es auch Wörter und Begriffe afrikanischen Ursprungs sowie Teile der Sprache Arawak. Der Satzbau, die Grammatik und die Konjugation basieren auf westafrikanischen Sprachen. Diese Form des französischsprachigen Kreols klingt besonders melodisch.

Im Laufe der Zeit hat sich das Kreol zu einer eigenständigen Sprache entwickelt.
Martiniquekreol ähnelt sehr dem Kreol aus Guadeloupe, Guyana und Haiti, aber auch dem der ehemals frankophonen Inseln (Dominica und Saint Lucia). Manchmal wird Kreol aus Guadeloupe, Martinique und St Lucia unter dem Begriff Antillenkreol zusammengefasst.

Der Karneval

Der Karneval hat in Martinique eine sehr grosse Bedeutung und endet nicht, wie im katholischen Brauch vorgesehen, am Karnevalsdienstag, sondern dauert bis zum Abend des Aschermittwochs. Das Aschenkreuz wird daher auch erst freitags gespendet, damit ein Tag länger gefeiert werden kann.

Entstanden ist der Karneval aus den Kulturen Europas und Afrikas während der Kolonialisierung. Er erlebte Ende des 19. Jahrhunderts seine Blütezeit. 1902 zerstörte der Ausbruch des Vulkans Mont Pelée die Stadt Saint-Pierre. 30.000 Einwohner kamen ums Leben, aber die Karnevalstradition in Fort de France setzte sich fort. Die Feierlichkeiten des „Aschermittwochs“ finden auch in Guadeloupe und Guyana statt.

Die Karnevalssaison beginnt Ende Januar, dann laufen jedes Wochenende Paraden mit Musikgruppen und verkleideten Menschen durch die Strassen der Dörfer und Städte und beleben sie, allerdings noch in viel geringerem Ausmass als in der Karnevalswoche. Wie überall pflegt der Karneval in Martinique eigene Musik und spezielle Gesten. Ein gutes Karnevalslied behandelt ein politisches Thema mit Spott. In den einzelnen Orten werden Karnevalsköniginnen gewählt, manchmal gibt es auch karnevaleske Aufführungen und Ausstellungen. Auch die Schulen organisieren ihre eigenen Wahlen zur Mini-Königin.

 

Carnaval
Karneval ©Madin Presse

Die grössten Feste finden in der Karnevalswoche statt.
Samedi gras
, Karnevalsamstag, Präsentation der Karnevalsköniginnen
Dimanche gras, Karnevalsonntag, Tag der Präsentation von Vaval, der riesigen Karnevalsfigur. Seit einigen Jahren vermeidet man es, bekannte Personen zu karikieren, und bevorzugt die Kritik an bestimmten Dingen, oder es steht ein Ereignis im Vordergrund, das das Jahr geprägt hat. Beispielsweise war der Vaval im Jahr 2010 ein Profitjäger, zu erkennen war dieser an seinem Hut aus 200 € Scheinen. Dieser machte sich über die Menschen lustig, die während des Generalstreik 2009 BCBA-Produkte gekauft hatten. Wegen des Ausmasses dieses Streiks musste der Karneval 2009 sogar komplett ausfallen. 2011 war der Vaval ein achtarmiger Krake, der die Finanzkrise symbolisierte. Die Homo-Ehe wurde 2012 thematisiert und so stellte der Vaval ein schwules Paar dar. Im Jahr 2014 beschäftigite die Chikungunya-Fieber-Epidemie die Insel und so war der Vaval eine Stechmücke.

Am Karnevalsmontag, dem lundi gras, ziehen kleine Gruppen (meist Freunde oder Nachbarn) zu Fuss durch die Strassen und wecken bei Sonnenaufgang die Menschen. Sie versuchen die Leute dazu zu animieren, ihnen im Schlafanzug folgen. Nachmittags finden die beiden größten Karnevalsumzüge im Süden und in Fort-de-France statt. Ausserdem gibt es die Tradition der ”mariages burlesques” bei der sich die Männer als Frauen und die Frauen als Männer verkleiden und durch die Strassen ziehen.

Der Karnevalsdienstag, mardi gras, wird sehr leidenschaftlich gefeiert. Alle Karnevalisten sind traditionell rot gekleidet. Die Roten Teufel mit Viehhörnern auf dem Kopf und Spiegelscherben am Körper feiern auf den Straßen. Die “Papa diable” sind dabei die Teufel, die den Kindern am meisten Angst einjagen.

Architektur

In Martinique müssen die Häuser dem tropischen Klima und seinen Wetterextremen angepasst sein.
Vor der Ankunft der Kolonialherren lebten die Arawaks in kleinen Hüttendörfern in der Nähe von Flüssen oder am Meer. Die Carbets waren etwas grössere, zentral gelegene, offene Häuser für das Gemeindeleben. Wohingegen die etwas kleineren Ajoupas, die in der Nähe der Häuser gebaut wurden, als Küche benutzt wurden. Ausserdem boten sie Schutz und Unterstand während der Jagdausflüge im Landesinneren.

Die Kolonisten ließen sich von dieser Bauweise inspirieren und bauten ihre „Cases„, kleine Häuser mit nur einem einzigen Raum. Anfangs errichtet aus Holz und Lehm, wurden sie später mit Holzplanken und Dachziegeln verstärkt und manchmal hatten sie sogar ein Fundament aus Zement, um der Witterung besser trotzen zu können. Diese Häuser wurden Wohnstätten der Sklaven, aber auch der Handwerker und Bauern.
In den Städten fehlte es irgendwann an Platz und so wuchsen auch die Gebäude nach und nach um eine Etage. Viele dieser Städte schmücken sich heute noch mit ihren „Dorfhäusern“ aus Holz. Dabei bieten Trois-Ilets, Saint-Esprit, les Anses d’Arlet, Grand’Rivière, Le Carbet besonders schöne Beispiele.

 

„Dorfhäuser“ Trois-Ilets ©Elise Authelet

In der Savane des Esclaves in Trois-Îlets wurden die Wohnhäuser und die Lebenswelt der Neg Marrons nachgebaut. Diese Sklaven flohen von den Plantagen und versteckten sich in der Natur.

Die grossen Wohnsitze der Kolonisten waren bemerkenswert an das Klima und die Baumaterialien der Insel angepasst worden. Vermögende Sklavenhändler und Produzenten von Kakao, Kaffee aber vor allem Zucker und Rum, bauten ihre Herrenhäuser auf einem Hügel, um über ihrem Besitz zu thronen und von den Passatwinden zu profitieren, die glücklicherweise das ganze Jahr aus Osten wehen und die in diesem Klima notwendige Frische bringen. Die Häuser waren mit allem nötigen Komfort ausgestattet: sie hatten überdachte Balkone, eine nach hinten versetzte zweite Etage als Schutz gegen die Hitze, Ziegeldächer gegen den Regen, Fensterläden aus Holz, um bestmöglich die Luftzirkulation und das Licht zu regulieren, Fliesen um die Luft im Raum kühl zu halten. Die Herrenhäuser waren von großen Gärten und Alleen mit Königspalmen umgeben. Die Sklaven ihrerseits lebten unterhalb der Hügel in einfachen Hütten, auch “cases-nègres” genannt.

Auf dem Höhepunkt der Kolonialzeit, der Zuckerwirtschaft und der Rumproduktion gab es viele Herrenhäuser auf Martinique. Heute sind davon nur noch wenige übrig. Aber diese sehr schönen kreolischen Gemäuer bleiben als Symbol der Kolonialzeit erhalten. Eines der schönsten Beispiele ist die Habitation Clément, zu der neben einer Distillerie auch ein prächtiger Garten gehört. Die Habitation Couleuvre ist dagegen ein einfacheres Beispiel, denn sie liegt ganz im Norden der Insel, der im 17. Jahrhundert schwer zu erreichen war. Von anderen gibt es nur noch Ruinen, wie die Habitation anse Latouche, die heute einen Garten und einen Zoo beherbergt. Von La Pagerie, dem Haus in dem die spätere Kaiserin Joséphine aufwuchs, ist heute nur noch ein Teil der Nebengebäude vorhanden.

Habitation Clément
Habitation Clément ©Madin Presse
Fotos : ©Madin Presse, Elise Authelet
Quellen : Lonely Planet ; Wikipedia ; „Martinique“, Ed. Guides Voir, Hachette.